Die Reise von Bangkok nach Saigon

 

 

 

Der Plan

 

 

 

Die letzten 2 Jahre, die ich in Blumenthal lebte, führten mich immer tiefer in Erschöpfung und Krankheit, so dass ich gezwungen war, Blumenthal zu verlassen. Erholte sich mein inneres sehr schnell und konnte wieder Glück erfahren, mein Körper blieb krank. Nach zwei Jahren wurde es besser und im Sommer 2013, in einem Frankreichurlaub ging es steil bergauf. Ich zog meine Lehren. Doch immer wieder fiel ich zurück. Ein Fahrradtraining musste ich nach 5 km wieder aufgeben, ich lag zwei Tage flach. Ich war verzweifelt. Dann wieder radelte ich los und wollte in 4 Tagen an den Bodensee fahren, einfach nach meiner Kraft und schon am ersten Tag kam ich bis zum Walchensee, das sind 85 km von hier. So schöpfte ich wieder Mut und der Plan reifte. Es ging deutlich nach oben und so beschlossen wir, wieder in Südostasien eine große Fahrradreise zu unternehmen (2010 fuhren wir bereits von Bangkok nach Malaysia). So planten wir die Fahrt von Bangkok nach Ho Chi Minh Stadt. Thailand – Kambodscha – Vietnam. Es war im Grunde als der letzte Akt meiner Therapie gedacht, um aus dem Burn-Out wieder herauszukommen. Bei einem nicht unwahrscheinlichen Zusammenbruch wollten wir einfach Urlaub auf einer schönen Insel machen und flachliegen. Es konnte also gar nichts passieren.

 

 

 

Fly Emirates

 

 

 

Fasten your seatbelts; we have 19 Stewardesses from 18 Countries with 16 Languages. Wir flogen an Sylvester um 18 Uhr los. Wir dachten, das Flugzeug sei leer und freuten uns auf Champagner. Doch 350 andere Personen kamen ebenso auf die Idee, dass es leer wäre und so war es denn vollkommen ausgebucht, bis auf den letzten Platz. Mitternacht und das neue Jahr feierten wir mit einem Wein über dem Iran. Plötzlich wurde mir schwindlig. „Vivien, mir wird schwindlig“. Und plötzlich kam die Ohnmacht über mich. I passed out. Als ich erwachte hing ich am Sauerstoff und eine zauberhafte Stewardess hielt Wache und den Sauerstoff in der Hand und fragte mich verschiedenes und wir kamen ins Gespräch und ich dachte bereits, ich wäre tot oder ich träumte, ich war nicht ganz da. Wirklich. Der Anflug auf  Dubai wurde eingeleitet und vermutlich würde ich dort im islamischen Paradies aufwachen und die Geschichten waren ganz unglaublich, denn Wanda, die polnische Stewardess, erzählte mir von 17.000 Stewardessen, die in einer Wohngegend in Dubai lebten und ich träumte ich wäre der Emir in einem moslemischen Himmel mit 17.000 Jungfrauen und es war himmlisch. Langsam tat der Sauerstoff seine Wirkung und ich kam zurück in die Realität. Da saß ich mit Aussicht auf ein Krankenhaus in Dubai und bereits nach 6 Stunden das Ende der Reise nahen. Es war ein Kreislaufzusammenbruch, sonst nichts und bei der Landung war ich wieder ganz in Ordnung. Vivien schrie: „einen Arzt, einen Arzt, er stirbt!!!“ So bin ich schon wieder nicht gestorben und die Reise ging weiter, bis wir friedlich in Bangkok am Suvarna Airport aufsetzten, ausstiegen, die Räder holten, die Luft aufpumpten und bei 30 Grad Abendwärme zu unserem ersten und einzigen gebuchten Hotel  radelten, Vivien unsere erste und einzige Platte fuhr, kurz vorm Hotel  und dann im Hotel niemand da war, bis ich einen alten thailändischen Mann in einem Kabuff fand, wo er tief schlief, nicht zu wecken war, und das bei laut laufendem Fernseher, ich ihn durch lautes Rufen dann aber trotzdem zurückholte und wir doch noch unser Zimmer belegen konnten.

 

 

 

Thailand

 

 

 

Am ersten Tag früh los, durch die endlosen Vorstädte von Bangkok bis Chachoengsao, die ersten 60 km. Mittags zeigte mein Tachothermometer 41 Grad auf der Autobahn. Kein Schatten, keine Ausweichmöglichkeiten, nur die breite Straße und unser Seitenstreifen, unglaublich heiß aber glücklich, auf den Rädern zu sein, die ersten thailändischen  Straßenstände, das scharfe Essen, die Kokosnussmilch, der Zuckerrohrsaft, Mangos, die erste Papaya. Nachts die Suche nach einem Hotel in einer Riesenstadt, keiner sprach Englisch, 2 Stunden suche, Jetlag, wir waren fertig, ein Hotel, ein nahes Straßenrestaurant, ich liebe das scharfe Essen, Gemüse, Reis, Huhn, ein Bier. Der Verkehr unglaublich.

 

 

 

Deshalb am nächsten Tag mit dem Thailand-Süd-Ost-Express bis kurz vor Rayong, vorbei an den riesigen Städten Chonburi und dem Puff von Pattaya, dort hatten wir nichts zu suchen. Kurz vor Rayong ans Meer, ein Bungalow direkt am Strand, die Restaurants unter den Palmen, Tamarisken und Eukalyptussen mit den frischen Fischen vom Meer, mit der Wärme, dem Wasser, der kühlen Brise am Abend.

 

 

 

Dann an drei Tagen am Meer entlang immer nach Osten und Süden, alles wunderbare Strände, alle nur von Thailändern besucht, gelegentlich Hotels mit starkem Tourismus, aber alles im Rahmen, einfach, Einheimische, das gute, nicht verwestlichte  Essen, kleine Bungalows direkt am Meer, wenig Verkehr aber eine unglaubliche Hitze, leider viel Gegenwind, teilweise vor Erschöpfung unter Bäumen liegend, dem Zusammenbruch nahe von der Hitze, literwiese Wasser trinkend, immer wieder Pausen einlegend, trotzdem meist 80 km pro Tag. Dann wieder 1-2 Tage Pause an schönen Plätzen, direkt am Meer. Das Essen nicht so gut wie in Westthailand.

 

 

 

Nach 3-4 Tagen das Ziel der ersten Etappe erreicht: Koh Chang, die große Insel im Osten Thailands. Welche Enttäuschung. Die ganze Küste verbaut mit Hotels, Massentourismus, Geschäfte aller Art. Der übliche Touristenkram. Trotzdem fahren wir die Küste fast bis zum Ende, dann eine starke Steigung, die Kette springt nach innen an die Nabe, und 9 Speichen brechen. Ende der Reise? Wir finden dennoch ein Hotel ganz am Ende von Koh Chang in einem zum Touristendorf gewordenem Fischerdorf, das Hotel auf Stelzen im Hafen, die Stille, am Abend, die Massen gegangen und dann war es doch noch ganz angenehm für 3 Tage. Stille, Wasser, wieder die Fische, ausruhen, nicht über das Fahrrad nachdenken, doch über das Fahrrad nachdenken, Tipps einholen und dann fahren wir mit Taxi, Fähre und Tucktuck nach Trat zurück aufs Festland , und ein Fahrradgeschäft repariert die neun Speichen, wir brauchen nicht mal ein neues Rad, so gut repariert, auch noch die  Gänge eingestellt, perfekt, alle Ängste umsonst. Die Reparatur 2 Euro. Ich gebe ihm 5, es ist mir zu peinlich, in Deutschland hätte man mir ein neues Hinterrad für 100 Euro verkauft (das war mal so bei 3 gebrochenen Speichen – „so was kann man nicht mehr reparieren“,  ist hier das Credo bei uns).

 

 

 

In Trat dann das billigste Hotel bisher, 3 Euro die Übernachtung, alle Arten von Viecher im Zimmer, die Ratten umkreisen uns (nur draußen), es riecht, wir gehen auch noch zum Nachtmarkt zum Essen, es ist schon ein wenig gruselig, was man da isst, man weiß ja nicht immer was drin ist. Es schmeckt trotzdem, immer ein Singha dazu, ein Leo oder ein Chang. Die Menschen, alles so lebendig, die Küchen, alles im Freien, die Tierchen klettern herum, an der Decke, von unten rauf, es schmeckt trotzdem wenn man Hunger hat, und nichts ist mir jemals passiert (naja, außer in Indien). Man stelle sich so eine Küche in Deutschland vor.

 

 

 

Früh losfahren, es liegen 90 km Autobahn vor uns bis zur kambodschanischen Grenze. Und die Hitze wird bald kommen, entlang an Feldern, mit Kühen, Palmen, kleinen Geschäften, Kokosnussverkäufern, Melonengroßhandlern, wo einer uns zu Melonen einlädt. Langsam schwillt der Verkehr, immer mehr Autos, Lastwagen und Roller, Busse fahren nach Süden, es ist unglaublich, noch nie hatten wir so viel Verkehr in Thailand. Alle winken, hupen, lachen, wundern sich, die einzigen Radfahrer sind nämlich wir. Viele Kinder auf den Tragflächen der Laster, 8 Leute im Auto bis zu 5 auf einem Roller, in der Mitte der Fahrer gepolstert von Frau und Kindern und hinten dann noch die Taschen, die stehen zur Seite raus, gefüllt mit leckerem Essen, Früchten und Bier. Nach 50 km halten wir die Hitze nicht mehr aus und fahren die 5 km zum Strand und da sind sie auch alle. Ein Strand von 5 km Länge, Palmen soweit man sieht und kleine überdachte Veranden aus Palmwedeln, hölzernen Tischen und alle 50 Meter ein Stand, ein Gasthaus, ein Ofen am Strand, ein Tucktuck mit Küche am Straßenrand, und all die gefühlten 30.000 Menschen, die uns auf der Autobahn überholten, lagen hier und feierten ihren Samstag, ihre Freizeit und später lasen wir in der Zeitung, dass dies der Tag des Kindes war und das es ein Tag für die Familie sein sollte, deshalb die vielen Menschen. Alle kannten uns natürlich, die verrückten Weißen auf dem Fahrrad auf der Autobahn, verrückt, fürchterlich arm vermutlich, wenn sie sich nicht mal einen Roller leisten können. Viele winken uns, erkennen uns wieder, möchten ein Foto mit uns machen. Wir gehen an den Strand und schwimmen, wollen uns ausruhen, doch sofort kommen Menschen zu uns und reden mit uns (in welcher Sprache?), bieten uns Cola, Bier, dann was zu essen, wir setzen uns zusammen, die Handys werden gezückt, die Laptops, Smartphones und alle technischen Hilfsmittel die da sind auf dieser Welt, und ich und meine gute alte Digitalkamera. Namen und Visitenkarten werden getauscht, unglaubliches Staunen, dass wir bis aus Bangkok radeln und dann noch wo hin? Das gibt’s doch gar nicht. Die Hitze hat uns erschöpft und wir suchen ein Resort, finden ein sehr luxuriöses, kriegen vermutlich von der Essenseinladung die Scheißerei, müssen zwei Tage bleiben und gesunden, ausruhen bevor es weitergeht.

 

 

 

Immer am Meer entlang, es sind meist nur 400 Meter an diesem engen Zipfel in den Süden vom Meer bis zur Grenze, dahinter sieht man die kambodschanischen Berge, den Dschungel, in dem noch Elefanten wohnen und der eine oder andere Tiger und natürlich Affen; etwa 200 km undurchdringlicher Wald, dahinter irgendwo Ankhor Wat und Phnom Pen.

 

 

 

Kambodscha

 

 

 

Dann die Grenze nach Kambodscha, Koh Kong, die erste Stadt, am nächsten Tag dann 210 km mit dem Bus, um den Dschungel zu durchfahren, die Autobahn nach Phnom Penh, der Verkehr, den wollen wir vermeiden und landen in Sihanoukville, besorgen das Vietnamesische Visa, schlafen im Hurenviertel um am nächsten Tag nach Koh Rung überzusetzen.

 

 

 

Drei Stunden mit dem Fischerboot zur Insel, es wird unser schönstes Erlebnis auf der Reise sein, die Insel wurde erst vor 5 Jahren erschlossen, keine Straße, kein Strom, keine Autos, nur Boote, aber schon mindestens 20 Ressorts, kleine Hotels, Dormitorien, Hütten, kambodschanische Restaurants, Fischerboote, und als Gäste ein meist junges, freundliches, internationales, abenteuerliches Publikum, am Stand liegend und Ball spielend, auf Hängematten unter den Palmen, trinkend, abends feiernd, am Strand spazierend und wandernd, sich im Wasser aalend, frischen Fisch und französischen Wein trinkend, und dazwischen fahren wir mit dem Fahrrad auf dem Sandstrand entlang und suchen was zum wohnen, was allgemein zur Erheiterung beiträgt, alles war ziemlich voll und doch bekamen wir einen richtigen Strandbungalow in www.Paradise-Bungalows.com. Mit Balkon, Hängematte, die Hütte aus Bambus, einheimischem Holz, Steinen, Holzfußböden, Bad im Freien und Blick auf die anderen Inseln, etwa 40 km vom Festland entfernt. Jetzt aalen auch wir uns, Barrakuda, Tuna und andere Fische sind die Dinge, die man dort isst, aber auch Meeresfrüchte und Frösche, gebraten in Butter und Öl und Folie. Man setzt sich zusammen an Tischen, spricht einen Abend mit jungen Französinnen, sieht sich dann am nächsten Tag, kennt sich, sagt Hallo, eine entspannte Atmosphäre, immer noch ein wahres Paradies. Die Insel ist inzwischen bereits an Investoren verkauft, der Flughafen angedacht, die Straßen kann man schon erahnen, vermutlich wird es bei unserem nächsten Besuch schon all das geben, was der Massentourismus auf der ganzen Welt angerichtet hat. Doch jetzt ist ein buntes Gemisch aus freundlichen Kambodschanern, die die kleinen Gasthäuser und Bungalows besitzen und natürlich ist nichts perfekt, nicht so sauber, wie man es als anständiger Westler haben muss, hie und da sieht man Tiere, die man lieber nicht sehen möchte, Bestellungen werden vergessen oder doppelt ausgeführt, mal verbrennt was, oder ist nicht ganz durch, aber trotzdem ist man gut zu einander und isst gut miteinander. Die Begegnungen und der Wortschatz sind rar, doch man sieht sich, man lächelt sich an, man freut sich am ursprünglichen, an der Gastfreundschaft und auch selber ist man freundlich und besteht nicht auf seinen Service, den man ja teuer bezahlt hat, bei seinem Reiseveranstalter, so wird es doch sonst sein.

 

 

 

Nach 3 Tagen genug des Paradieses und die Rückfahrt bei starkem Wind und ungeheuer schaukelndem Boot, betrunkene kambodschanische Jugendliche fahren mit, die Angst ist groß, das Schiff schaukelt ganz wild, stellt auch mal den Motor ab, die Pumpen pumpen Unmengen von Wasser aus dem Bauch des Schiffes, es ist ja nur etwa 10 Meter lang, die Motoren wummern, das Wasser spritzt über uns, wir sind Nass und Nässer, man sieht jetzt das Festland, wieder Sihanoukville, aber es ist so weit weg und die Inseln sieht man fast nicht mehr, wie langsam es geht, doch das Schiff macht seinen Weg und auch die anderen Mitfahrer schauen besorgt, die Jungs trinken ein Bier nach dem andern, doch langsam werden die Wellen kleiner, nur noch 2 - 3 Meter hoch, und sicher erreichen wir doch noch das Land.

 

 

 

Die Landkarte, die wir haben, zeigt nur eine Straße, und das ist die Autobahn. 60 km Autobahn und Google Map im Internetcafe hilft mir diesmal, einen anderen Weg zu finden, eine kleine Straße entlang am Meer, durch Wälder und Vorgebirge, sie ist einfach nicht eingezeichnet, ein Wunder.  Stundenlang geht es durch Hinterland, Hügel, einsame Häuschen mit armen Menschen, ein paar Tiere, ein paar Pflanzen angebaut, gelegentlich ein Roller, immer ein wenig Bergauf und Bergab, 60 km durch die einsame kambodschanische Landschaft. Dann ein Knotenpunkt, wir kaufen alle Arten von Früchten: Rambutan, Papaya, Ananas, Orangen, Äpfel, Mangos, Litschi, Durian, Drachenfrucht, Maracuja, Pomelo, Tamarinde und Schlangenfrucht und trinken am Autobahnrand den guten Kaffee.

 

 

 

Danach queren wir diese und fahren weiter durch kleine Dörfer, Märkte, man sieht die Armut in Kambodscha, ganz anders wie in Thailand, wo alle Menschen relativ wohlhabend sind. Sind in Thailand die Häuser noch recht stabil (und auch später in Vietnam), sind sie hier zusammengenagelt aus Holz, Plastik, Blech, Werbeschildern und allem Material, welches halt mal zu finden ist. Doch die Menschen machen hier einen glücklicheren Eindruck, überhaupt fanden wir die Kambodschaner am angenehmsten und freundlichsten von allen Menschen, trotz den harten Zeiten von Khmer Rouge, Krieg und Bodenminen, weshalb man auch immer noch nicht die Straßen verlassen darf, keiner weiß mehr, wo die Mienen überall liegen und überall warnen die Schilder.  Es ist auch kaum Verkehr, niemand kann sich hier Autos leisten (außer die Militärs, man erkennt es an den Uniformen), grad mal Mopeds, ansonsten die Busse und Taxis und LKWs. Jetzt ist es das erste Mal, dass die Kinder nach uns rufen: „Hello, How are You, you speak english, whats your name“;  und manchmal laufen sie hinter uns her. Es weht wieder ein verdammt starker Wind von vorne und wir sind schon 80 km geradelt, die Stadt noch weit entfernt, noch 40 km, ich habe Angst, dass wir sie nicht mehr erreichen, keine Stadt, keine Hotels, keine Kraft, auch im Reiseführer nichts, nur ein Strand eingezeichnet. Gegenwind ist nichts Schönes. Immer öfter die Pausen, mal ein Kaffee, dann Tee, dann Wasser dann auch mal ein Bier, dann mal ein Tempel besichtigt, unter einer Brücke gelegen, den Fischern beim Netze flicken zugeschaut.

 

 

 

Plötzlich ein Schild, in 1000 m ein Resort, dann jedoch noch 2000 m  Weg bis zum Meer und dann ein Hideaway Resort, direkt am Meer, unter Palmen, vier Sterne, alle livriert, wir in unserem Fahrrad, verschwitzt, verdreckt, verstaubt, müde und erschöpft. Ein unglaublicher Bungalow, geschmackvoll, Holz, edel, freundlich, am Meer. Ein Pferd schaut zum Fenster herein und lässt sich streicheln, ein Abendessen unter Palmen mit 4 Obern, gutem Fisch, Wein, Süßigkeiten, Meeresrauschen, freundlichen Gesichtern, ausschließlich kambodschanischen Gästen, leider auch auf Spielkonsole waffenwummernden Kindern; und dann die Nacht so still und nur das Meer und das rauschen der Palmen.

 

 

 

Dann am nächsten Tag nach Kampot, dort gibt es den besten Pfeffer der Welt, ein kg im sprudelndem Markt gekauft und mitgeschleppt, dann 30 km auf einer Autobahn, die nicht geteert ist, trotz dem starkem Verkehr.  Hitze, Staub von aufwirbelnden Bussen, gehupe, geholper, ein kaputter Arsch, zwei verlorene Schrauben meines Sattels, nicht enden wollenden Schlaglöcher und dann in eine paradiesische Gegend. Reisfelder, alte französische Kolonialvillen, Wasserbüffel, eine sanfte Landschaft, ein Berg dahinter, eine Landzunge, inmitten darauf der Berg, mit einem Kloster, einem riesigen Buddha, endlich sieht man wieder das Meer, eine sehr breite Straße ohne Verkehr, und dann langsam wieder eine Hafenstadt. Kep, die alte Kurstadt, als die Franzosen in Kambodscha das Sagen hatten. Mondän, riesige Paläste, auch neueren Datums, daneben und überall auf den Straßen die Troika der kommunistischen Regierung, aber demokratisch gewählt. Prachtbauten, die alle leer stehen, riesige Zäune ohne Bauten dahinter,  pompöse Eingänge ohne was dazu, und immer wieder die Troika, man lässt sich was bauen, was über Generationen bestand hat und trotzdem verfällt, da zu bombastisch um zu gefallen. Na ich würd da nicht reingehen.

 

 

 

Ein bisschen ausgestorben, dafür ein Bungalow wieder direkt über dem Meer, davor die Fischerboote, eine Insel, freundliche Gastgeber, und weil ich heut 59 wurde, bleiben wir zwei Nächte, wieder mal ein Pause, es soll ja Freude machen, wir sind ja nicht auf einer Tour de Südostasien. Der berühmte Crab-Market besteht aus etwa 40 Restaurants, große und kleine, alle nebeneinander, direkt über dem Meer und alle übertreffen sich, in der Ausstellung von Krabben, Hummer, Shrimps, Prawns, Tigerprawns, Fischen, Muscheln und anderem Meeresgetier, köstlich, frisch, ein kühler chilenischer Wein, oder auch aus Frankreich, aus dem Land der alten Herren, man liebt immer noch französische Kultur, leise säuselt das Meer, Busladungen von Menschen, woher die wohl kommen, vermutlich ein Abstecher aus Angkor Wat, welches wir leider nicht besuchen konnten, denn zu weit weg. Aber die Busse fahren doch kurz mal nach Kep zum Krabbenessen, 50 Dänen speisen direkt neben uns.

 

 

 

Nachts dann am Meer entlang an meinem Geburtstag, der helle Mond über dem Meer, die Sterne, die Wärme, der sanfte Wind (leider nicht am Tag), 8 km, vom Wein leicht besäuselt, so rollen wir dahin.

 

 

 

Die schönste Fahrt dann am nächsten Tag. Die letzte Etappe in Kambodscha, angeblich gibt es einen Weg direkt am Meer entlang bis zur Grenze oder kurz davor. Es gibt den Weg, es ist ein ganz dünner Sandweg, der sich am Meer entlang schlängelt, zwischen den Palmen, Salzseen, Wasserbüffeln, Vögeln, kleinen Fischerhütten, Taro- und Reisfeldern, Schweinen im Garten, und Hühner und Enten, zwei orangene, bettelnde Mönche, 20 km immer am Meer entlang, 4 mal verfahren doch immer wieder durch Zeichen der Menschen auf den Weg gebracht. Vietnam sage ich, dann ein Handzeichen, ein Nicken, ein Kopfschütteln, keiner versteht ein Wort, nur Vietnam, das kennen sie alle und auch ich, sonst kenn ich kein kambodschanisches Wort. Ein unglaublicher Friede, eine Stille, sobald die Autos verschwunden sind. Und die Menschen leben und essen in ihren Hütten, direkt am Meer. In Europa würde so ein Grundstück Millionen kosten und wird es vielleicht auch bald schon hier, denn eine Autobahn ist schon geplant und die ersten 5 km sind schon gebaut, denn es gibt das kostbarste, was sie dort haben: Strand, Meer, Palmen und Sonne und außer mit Tourismus lässt sich dort nicht viel Geld verdienen, so ist es nun mal. Doch noch ist es unberührte Natur. 

 

 

 

Vietnam

 

 

 

Und dann nach 800 km die vietnamesische Grenze. Stolz sind wir. Ich war mir vor der Reise nicht sicher, ob wir es schaffen. Aber wir haben es geschafft und ich fühle mich wunderbar frisch, gesund, voller Leben und Kraft. Alle haben uns prophezeit, dass die Vietnamesen nicht so freundlich seien, mag es stimmen oder auch nicht, vielleicht ein wenig zurückhaltender, vielleicht ein wenig geschäftstüchtiger, dem Geld hinterher, doch wir haben keine einzige schlechte Erfahrung gemacht.

 

 

 

Doch ein wesentlicher Unterschied ist der Verkehr, gleich hinter der Grenze, und so sollte es bis Saigon dann auch sein, ununterbrochen Roller, Motorräder, Busse, LKWS und anderes Gefährt, insgesamt, habe ich überschlagen, fuhren wohl an die 50.000 Mopeds an uns vorbei. Schnell, knapp, hupend, winkend, überholend, gleich 3 auf einmal, ausweichend und am schönsten: Auf den Straßen alle 2 km eine Kreidezeichnung von liegenden Menschen, Mopeds. Daneben Öl und/oder Blut.  Zumindest wird hier Wert auf Dokumentation gelegt. Fuhr ich  am Anfang immer noch etwas mehr in der Mitte der Straße, weil sie dort besser geteert war, so wurde es bald der exakt äußerste Rand und nie in meiner Radfahrerkarriere hatte ich mehr Angst um mein Leben, hier jedoch schon.

 

 

 

Bald nach der Grenze kommt Ha Tien und dann kam die Überfahrt auf die 64 km entfernte Insel Phu Quoc, die größte Insel Vietnams. Es war kein guter Anfang dort. An der Kreuzung fuhr ich falsch in den Süden und die Insel, die gerade mal 55 km lang ist wird jetzt von einer 6-spurigen Autobahn durchquert, eine internationaler Flughafen wurde gerade gebaut, den Abzweig hatte ich übersehen und so fuhren wir 25 km nach Süden, nach langer Sucherei fanden wir dann den Abzweig an das Meer, das uns dann wieder 25 km in den Norden führte, wo wir hin wollten, es war bereits Nacht, als wir ankamen, doch vorher auf einer Holperstraße immer am Meer entlang, am Strand riesige Pläne auf riesigen Tafeln mit Planungen für Hotels, Resorts, Bungalows, Restaurants, Parkplätzen, Golfplätzen und allem was das touristische Herz begehrt. Doch noch war es eine zerlöcherte Straße, kein Haus, kein Hotel, keine Hütte, nur Palmen, hie und da Perlenfischer am Strand, weit östlich die sechsspurige Autobahn (auf der übrigens außer uns und gelegentlichen Rollern niemand fuhr), darauf hoffend, eine Zufahrt zum Meer stechen zu dürfen (14 Tage, inklusive Abholung vom Flughafen, nur 5 Minuten Fahrt bis zum 5 Sternehotel mit Willkommenstrunk). Im Hinterland wird bereits eine Stadt gebaut, mit 1000 Wohnungen und Reihenhäusern für all das Personal, welches dann notwendig sein wird.

 

 

 

Am Longbeach dann kleine und große Hotels neben dem anderen und vier kleine hölzerne, privat vermietete Bungalows direkt am Strand, kleine Fischtavernen unter Schirmen und Tamarisken, ich weiß dass ich der Vorläufer bin, von all den Menschen, die da noch kommen werden. 70 % aller Gäste sind Russen, in Benehmen und Aussehen sehr ähnlich den Deutschen und deshalb auch nicht besonders geliebt von unsereins – man sieht sich zu ähnlich, ist laut und großspurig, macht sich breit, will was für sein Geld, besteht auf den Service, ist gerne mal Pascha. Ja, Massentourismus bringt Geld für die armen Länder, Arbeitsplätze für die Menschen, Infrastruktur wird geschaffen, die Wirtschaft wächst, doch fließt das Geld beim sanften Tourismus in die Hände der dort lebenden Menschen, hier sind es die Investoren und Politiker, die kassieren, die Menschen die dort leben werden mit billigem Gehalt abgespeist, derart ist auch die Freude an der Arbeit, der Service, die Einstellung, die Beziehung zum reichen Gast, der nur noch als Geldquelle interessant ist, die es möglichst auszunehmen gilt. Genug gemeckert. 

 

 

 

Fünf stille, faule, lesende, liegende, träumende, liebende Tage verbringen wir dort in unserem kleinen Häuschen am Strand. Machen Freundschaft mit einem älteren Paar aus Frankreich, die 4000 km über Laos hiergekommen sind, feiern seinen Geburtstag am Nachtmarkt unter biegenden Tischen mit Fischen und diversem Getier aus dem Meer. Erzählen Radfahrergeschichten, Lebensgeschichten, sie leben in den Corbieres  wo wir unsere Hochzeitsreise gemacht hatten, sie sind 70 Jahre alt, fuhren über die nordischen Berge in unwirtlichen Gegenden, und schrieben einen Blog um Geld für die Helfer der Landminensucher zu generieren. Besuchten diese auch im Norden von Kambodscha, halfen ein paar Tage mit, sahen die Minen explodieren, die mühsame Arbeit, Millionen Minen sollen noch im Land vergraben sein und niemand weiß wo.

 

 

 

Wir fuhren um die Insel, und dann nach ein paar Tagen nach Rach Gia  um unsere letzte Etappe nach Saigon durch das Mekongdelta zu absolvieren. Um es gleich zu sagen: Es war hart, unglaublich hart. Ich würde es nicht nochmal machen. Das Radfahren war eine Qual, das Land war Flach, der Wind wehte von Ost nach West, der unsägliche nicht enden wollende Verkehr, der noch stärker war als sonst, denn Tet, das vietnamesisch-chinesische Neujahr stand bevor, ähnlich wie bei uns die Vorweihnachtszeit, Hektik, einkaufen, besorgen, schlachten, Blumentöpfe kaufen, mit allem wird sich eingedeckt, entsprechende stärker ist der Verkehr.  Die 400 km, die wir nach Saigon fuhren, waren die reinste Plage, das Land so fruchtbar mit allen Früchten und Pflanzen, der Mekong, das ganze Wasser, machen es zur fruchtbarsten Gegend in Südostasien und verpflegen das ganze Land. Deshalb fuhren wir die ganzen 400 km keinen einzigen Kilometer, wo nicht ein Haus neben dem andern stand. Keine Lücke von mehr als 200 Meter. Ein Haus neben dem andern, ein Moped neben dem anderen, ein Fruchtgarten neben dem andern, Bananen, Kokosnüsse, alle Arten von Früchten. Eine wunderschöne Landschaft, durchzogen von Kanälen mit Schiffen. Wir kreuzten insgesamt 19 Flüsse mit Fähren und Booten, teilweise mit privaten Fischerbooten. Dann die Städte, der Mekong teilt sich ja in 4 Arme, beginnend an der kambodschanischen Grenze, jeder Arm mindestens 2 km breit, befahren von Schiffen voller Kokosnüsse, Bananen, Früchten, Gemüsen, Reis, auf und ab und hinüber und herüber. Dazwischen mal luxuriöse Touristenboote aus Holz, aber es war mir einfach zu teuer, bis nach Phnom Penh  könnte man schippern. Wir fuhren nach Xuyen und besuchten den Floating Markt, den wimmelnden Stadtmarkt, ich wurde Facebookfreund mit einem Cafehausbesitzer, wir fuhren entlang am Mekong nach Can Tho, verbrachten dort zwei Tage, dann quer durchs Land nach Tra Vinh, dort suchten wir lange und fanden dann doch was zu essen, in der Nacht vor Tet saßen wir auf dem Marktplatz in der Mitte auf dem Sockel eines kommunistischen Heldendenkmals und wurden von Jugendlichen umkreist und fotografiert und jeder durfte sich zu uns setzen und es wurde gemailt und gesimst und gepostet und die Freunde waren im nu da mit den Mopeds und noch mehr Fotos, und Gelächter, dann Familien mit Kindern, die Kinder weinten wegen unserer Langnasen und hatten Angst, aber nichts da, ein Foto muss sein. Die stolzen Eltern.

 

 

 

Am nächsten Tag sahen wir den ersten echten Unfall, ein Roller fliegt mitten auf die Straße, gleich neben uns, wir fahren weiter, denn bereits 1000ende kümmerten sich und wir fuhren 30 km im Kreis, sowas wie Navi haben wir ja nicht und plötzlich waren wir in einer Stadt namens Tra Vinh. Tja, da waren wir vor 2 Stunden losgefahren. Doch dann Richtung Saigon, jetzt aber richtig und der Richtungswechsel kommt bekommt uns, plötzlich kommt der Wind von leicht hinten und es geht ganz zügig voran. Schon wieder eine Fähre über den Fluss, der wievielte war es eigentlich jetzt? Der Vorabend von Tet. Die Mopeds von Saigon verdoppeln sich, der Gegenverkehr ist unglaublich, alle wollen nach Hause aufs Land, wo sie geboren sind und an Tet, da wollen sie hin, auf die Scholle, auf der sie geboren sind, mit der Familie, essen, feiern, trinken. Nach 10 km der nächste Mekong, ich habe die einzelnen Namen vergessen, diesmal über eine Brücke nach Ben Tre, dann nochmal über den 4. Arm, eine Riesenbrücke, fast 300 Meter hoch und 6 km lang über den breitesten Arm des Mekong, ein Verkehr, tausende von Rollern und Autos, alle in der Hast der Vortetzeit nach Hause hastend, und wir schiebend auf einem engen Seitenstreifen voller Angst und hoch über dem Fluss die Räder, unten die letzte Stadt vor Saigon, die Stadt My Tho sehend, dann aber die 300 Meter runter in die Stadt rollend, das im Führer beschriebene Hotel ist gleich gefunden, direkt am Flussufer mit riesigen Zimmer und Balkon, unten am Ufer ein indisch-vietnamesischer Franzose, der ein kleines indisches Restaurant betreibt und einem kleinen festgekettetem Äffchen mit dem ich Freundschaft schließe. Tet bedeutet auch, dass fast alle Gasthäuser geschlossen sind, man begibt sich nach Hause. So fanden wir nur am Nachtmarkt was zu essen, eine fürchterliche Energie, eine Speisekarte zum verlieben, die alles bot von Schlangen, über Schildkröten, Fröschen, Füchsen, Opossums, Skorpionen, Insekten, Innereinen von allen möglichen Tieren, Kalbsköpfen, Schlangen- und Enteneiern, Hahnenkämmen, alle Arten von Vögeln und Vogeleiern, Schweinefüße, ich hab das meiste vergessen, ich wollte eigentlich eine Speisekarte mitnehmen. Ich fand nichts was mir schmeckte, doch dann sah ich noch ein schönes Foto mit Salat und Hühnerbrust, schön Sternförmig ausgelegt und das bestellte ich. Es entpuppte sich als Hühnerfüße, 8 Stück mit Krallen und Knorpeln und etwas Haut drum rum und ich verstand gar nicht, wie man das Essen sollte und so ging ich hungrig ins Bett. Dann schipperten wir noch ein wenig auf dem Mekong und seinen Inseln herum, besuchten einen Imker und Schnapsbrenner, aßen dann lieber beim Inder am nächsten Tag und fuhren dann mit dem Bus nach Ho Chi Minh Stadt denn es war nur noch Großstadt und Autobahn.

 

 

 

Ho Chi Minh war ja früher Saigon und es gibt aber auch noch einen großen Stadtteil Saigon und dort schlugen wir unser Nachtlager auf, wenn ihr jemals in Saigon seid, dann geht zum Hotel Cinnamon, es ist ein sehr ästhetisches japanisches Hotel und hat das freundlichste Personal auf der Welt, welches dir am Anfang, bevor du eben eingecheckt hast, eine erste Lesung vietnamesisch gibt und bevor du nicht mindestens 6 Wörter gelernt hast, darfst du gar nicht mal aufs Zimmer. Das hätte ich gleich am Anfang machen sollen.

 

 

 

Drei lange Tage fuhren wir mit dem Rad durch die Stadt, besuchten die Nationalgallerie, verschiedene Märkte, besorgten Geschenke, probierten die jetzt gute vietnamesische Küche, besuchten 4 chinesische Pagoden und Tempel, ruhten uns aus von der Reise, liebten uns im himmlischen riesigen Cinnemonbett, fuhren kreuz und quer durch die Stadt, schickten die letzten Fotos auf Facebook an unsere Freunde, sahen Touristen im westlichen Viertel, die alten französischen Kolonialgebäude, das Rathaus, die Oper, und vor allem war wieder Tet, und diesmal war es wirklich, denn bis zum Schluss habe ich nicht rausgefunden was Tet eigentlich ist, es dauert ja eine ganze Woche, doch es ist so was wie drei Tage mit einem Haupttag und dann zwei Feiertagen hinterher, ähnlich wie Weihnachten bei uns.

 

 

 

Am letzten Tag, wir trennten uns erstmals für mehrere Stunden, kam Vivien unter ein Moped und verletzte sich sehr am Knie und hinkte ins Hotel. Spät in der Nacht fuhren wir die letzte Etappe zum Flughafen mit dem Taxi, müde von der Reise, müde von der Stadt, müde vom Verkehr.

 

 

 

Es war eine schöne Reise, es ging uns gut, sie war anstrengend, sicher die am spannendste bisher, nochmal würde ich sie nicht mehr machen, das nächste Mal recherchiere ich den Wind, den Verkehr, eine Navi wäre sicher hilfreich aber dafür auch nicht so spannend und abenteuerlich. Wir hatten kein Handy, kein Tablett, kein Navi, kein Smartdings. Nur eine Landkarte und die nicht besonders gut, zwei kleine Taschen, einen schlechten Reiseführer, Flickzeug, eine kurze und lange Hose, zwei Hemden, zwei Bücher und Kleinzeugs. Wir buchten kein einziges Hotel, Überfahrt oder ähnliches, jeder Platz war eine Überraschung, was neues, was einzig Artiges. Manchmal war es ein Luxusbungalow manchmal ein Rattenloch, ein Sternerestaurant und eine Hühnerklaue, 80 % der Zeit sahen wir ausschließlich Einheimische, überhaupt keine Weißen. In allen drei Ländern verstanden die Menschen kein Wort Englisch, außer gelegentlich in touristischen Orten und in den großen Städten, es war fast unmöglich, nach der Richtung zu fragen und wir verfuhren uns einige Male, allein ein Hotel zu finden dauerte manchmal Stunden. Immer waren wir glücklich wenn wir an den Strand kamen und genossen das faule Leben, doch immer nach 3 Tagen zog es uns weiter, auf die Straße, in das Abenteuer, neue Menschen und neue Plätze, das Unbekannte.

 

 

 

Man kommt auf dieser Art von Reisen natürlich den Menschen nicht sehr nahe, denn immer fährt man gleich weiter und wenn man die Sprache nicht spricht, dann ist die Form der Kommunikation auch nicht besonders intensiv. Doch als wir an einem Kanal im Mekongdelta entlang fuhren hielten wir an einem kleinen Stand wo es frischen Zuckerrohrsaft gab. Dort saßen auch 5 Frauen in einer lustigen Runde und wir setzen uns dazu. Alle redeten durcheinander und eindeutig zu uns und über uns, und alle fanden es sehr lustig, natürlich verstanden wir kein Wort. Plötzlich fing auch ich zu reden an und sprach zu den Frauen in Deutsch und in Englisch und sie antworteten und ich antwortete und alle waren sehr fröhlich.  Plötzlich zeigte eine Frau auf meine Nase und das Gelächter steigerte sich ins unermessliche. Die Langnase. Und ich habe eine wirklich lange Nase. Die Weißen werden dort ja Langnasen genannt. Und plötzlich zeigten sie auf die Nase einer der 5 Frauen, sie hatte die größte Nase von allen (außer mir natürlich). Das Gelächter steigerte sich noch ein wenig und was ich verstand, war, dass ich nicht beleidigt sein sollte, es sei zwar mein Schicksal so komisch auszuschauen, aber keine Sorge, auch bei uns in Vietnam gibt es so hässliche Menschen und wir lieben sie trotzdem.

 

 

 

Wir ratschten und lachten noch ein wenig und fuhren dann  weiter am Kanal entlang. Es war dann das Gefühl der Begegnung, es war so herzlich und freundlich und zwanglos und es war gar nicht wichtig was man sagte, sondern wie man war. Ich werde die Frauen nicht vergessen, da inmitten der 70.000 qkm im Delta des Mekong.

 

 

 

Karl Giggenbach, Februar 2014